Am GLH ermuntern wir unsere Schülerinnen und Schüler schon seit Jahren zu einer Teilnahme an der sehr gehaltvollen Sommerakademie Cicerone der Klassik Stiftung Weimar und auch in diesem Jahr wurde die Liste der Teilnahmen von GLH-Schülerinnen und -Schülern wieder länger:
– Die Sommerakademie Cicerone der Klassik Stiftung Weimar, ein Erfahrungsbericht –
Was mich dazu gebracht hat zwei Wochen meiner Sommerferien in der Sommerakademie Cicerone der Klassik Stiftung Weimar zu verbringen? Ein Interesse an Literatur und Geschichte. So ging es auch den anderen elf Teilnehmenden, die sich von folgenden Worten zur Beschreibung des Kurses auf der Ausschreibung angesprochen fühlten: „Wir befassen uns mit Ideen und Personen von der Weimarer Klassik bis zu den Wegbereitern der Moderne. Im Mittelpunkt stehen dabei kulturgeschichtliche Zusammenhänge und ihre Nachwirkungen bis in die Gegenwart.“
Die viel wichtigere Frage ist jedoch, ob ich es bereut habe. Diese kann ich nur verneinen.
Zu Beginn des Kurses, bei dem die Unterbringung im Gutshaus des Dichters Christoph Martin Wieland in Oßmannstedt bei Weimar erfolgte, wurde ein Reader, ein Textordner mit circa 180 Seiten Textquellen, ausgeteilt. Doch diese gewaltige Menge sollte nicht abschrecken oder verängstigen und so begann auch die Einleitung des Kursleiters mit den Worten: „Keine Angst, nicht alle von Euch müssen alle diese Texte lesen“. Diese Einstellung lässt sich hervorragend auf das Projekt im Allgemeinen reflektieren; während man in den Seminaren auf Grundlage von (historischen) Texten als Gruppe ein Grundwissen zu verschiedensten kulturgeschichtlichen Themen aufbaute, dienten bis dahin ungenutzte Texte als individuelle Vertiefung oder Quelle für die spätere Arbeit in Kleingruppen. So kam es auch, dass zu keinem Zeitpunkt während des Kurses Druck oder das Gefühl, in der Schule zu sein, aufkam. In dieser zwanglosen Atmosphäre also näherte man sich den Texten, annotierte, diskutierte und reflektierte diese, und vertiefte Themen, die für die Gruppe besonders interessant schienen, während man andere, die weniger ansprechend wirkten, verkürzt behandelte. Als Orientierung für die Seminare dienten dabei die Überthemen wie beispielsweise „Individuum – Gemeinschaft – Gesellschaft“ oder auch „Nation und Europa“. Im Mittelpunkt stand dabei immer der Bezug zur Gegenwart und ganz konkret der Bezug zu den Teilnehmenden selbst. Der eigene Wissenstand war dabei so gut wie egal, da die Themen so behandelt wurden, dass alle mitkamen.
Im Kontrast zu diesen textbasierten Seminaren standen die zahlreichen Exkursionen, die meist an den Nachmittagen nach den Seminaren stattfanden. Die Ziele dieser Ausflüge könnten vielfältiger nicht sein: unter anderem Schillers Wohnhaus, das Nietzsche-Archiv, der wunderschöne Park an der Ilm, die Anna Amalia Bibliothek oder auch das Bauhaus Museum standen auf dem Programm. Ein allgemeines Interesse an Kunst und Kultur schadete dementsprechend nicht. Die Klassik Stiftung Weimar bei der Neukonzeption des Goethe Nationalmuseums unterstützen oder Schillers Dissertation im Goethe-Schiller-Archiv in den Händen halten – in der Gruppe der Teilnehmenden der Sommerakademie genoss man mehr Privilegien als Touristen und erhielt tolle Einblicke.
Am Ende der zwei Wochen standen in Kleingruppen ausgearbeitete Präsentationen zu Themen wie „Patriotismus zur Zeit der Weimarer Klassik“ oder „Bildung – Privileg oder Recht?“ an. Diese wurden an Orten in der Stadt, die direkt etwas mit dem Thema zu tun haben, vor der Gruppe und Vertretern der Stiftung gehalten und bildeten vor dem Abschlussfest den thematischen Abschluss der zwei Wochen.
In diesen zwei Wochen habe ich mich so intensiv wie noch nie zuvor mit literarischen und historischen Themen auseinandergesetzt. Auch wenn einige Tage anstrengend waren, hat es sich für mich gelohnt. Einen wichtigen Beitrag dazu beigetragen hat auch die Gemeinschaft, in der das alles passierte. Die Gruppe hat sich so schnell gefunden, dass die Atmosphäre von Anfang an super harmonisch war. So bestritten wir das Kursprogramm nicht nur mit viel Freude und Humor, sondern genossen die Freizeit, die nicht zu kurz kam, und nutzten diese unter anderem für das Erkunden Weimars auf eigene Faust. Auch das Verhältnis zum Kursleiter und zur Kursassistentin, die als gebürtige Weimarerin wertvolle Tipps geben konnte, war von Lockerheit geprägt und so sehr angenehm. In Bezug auf die Stimmung eine nicht zu unterschätzende Bedeutung kam sicherlich auch der Unterkunft, dem Wielandgut mit seinem Park und Innenhof, zu. Dieses sanierte historische Gebäude griff die Atmosphäre auf, und so nutzen wir bei gutem Wetter die Außenanlagen zum Arbeiten und Ausspannen. Doch egal ob draußen oder im Aufenthaltsraum, gute Gespräche über das Erlebte am Tag, das Leben zu Hause oder Gott und die Welt gingen oft bis in die Nacht und rundeten das gemeinsame Leben in Oßmannstedt ab.
Kurzum: Ich kann die Sommerakademie nur empfehlen. Sie war nicht nur mit Blick auf die Inhalte interessant, sondern bot durch die Exkursionen auch viele Einblicke in unterschiedliche Berufsfelder. Durch das Zusammenkommen unterschiedlicher junger Menschen aus ganz Deutschland wurde der eigene Horizont „ganz nebenbei“ erweitert und auch der Faktor Spaß kam nicht zu kurz. Wer diesen Erfahrungen offen gegenübersteht wird seine Entscheidung nicht bereuen und sehr von ihr profitieren.
Jule Grabowski, Klasse 11b