Eine Schülerin der 10b berichtet von der gemeinsamen Fahrt mit der 10a zum ehemaligen Konzentrationslager und schildert die Eindrücke:
Am 29.01.2024 unternahmen die 10a und wir, die 10b, eine Exkursion nach Neuengamme. Von der Schule aus fuhren wir mit einem großen Reisebus in das ehemalige Konzentrationslager. Dort trennten sich unsere Wege auch schon und jede Klasse bekam einen Gruppenleiter zugeteilt.
Wir gingen zuerst in einen Aufenthaltsraum, der sich in einer der ehemaligen Wohnbaracken befand. Anschließend erhielten wir Informationen über das Gelände so zum Beispiel über seine Geschichte. Es wurde 1938 erstmals in Betrieb genommen und 1940 zum eigenständigen Konzentrationslager ausgebaut. Die Gefangenen mussten für das ansässige Klinkerwerk arbeiten, wo sie unter schlechtesten Bedingungen Ton abbauten, diesen zu Ziegeln formten und brannten. Daneben arbeiteten einige Inhaftierte für das Unternehmen Walther, für das sie Waffen produzierten. Außerdem wurden sie gezwungen einen Stichkanal, der bis an die Elbe reicht zu bauen, damit die produzierten Ziegel nach Hamburg gebracht werden konnten.
Nach diesem eher theoretischen Teil, durften wir mit Archivhandschuhen alte Gegenstände, die die Gefangenen oder Wärter benutzten, begutachten. Zu den Gegenständen gehörten ein Julleuchter, der Teil eines Tellers, ein Rasiermesser, ein Urnendeckel, eine Uniform der Inhaftierten, ein geschnitztes Andenken von Insassen sowie ein Gedenkanstecker, der an die Versenkung der „Kap Arkona“ erinnern soll. Das Schiff, voll mit Insassen des Konzentrationslagers, wurde am 03.05.1945 durch die britische Luftwaffe bombardiert und versenkt.
Die Geschichte des Häftlings Fritz Bringmann beschäftigte uns am meisten. Er war ein deutscher kommunistischer Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus, der zuerst als Krankenpfleger eingesetzt wurde, obwohl er eigentlich Klempner und Installateur war. Danach wurde er zur Zwangsarbeit in eines der Außenlager von Neuengamme gebracht, das sich in der Nähe einer Schule befand. Den Schülern wurde eingeschärft, dass diese Männer gefährlich seien und sie sich von ihnen distanzieren sollten. Doch einige Schüler hat der schlechte körperliche Zustand der Insassen so mitgenommen, dass sie nach Hause gingen, um Brot zu holen, das sie dann heimlich den Gefangenen zu steckten. So geschah es auch Fritz Bringmann, wodurch er seine dürftige 700kcal Tagesration aufbessern konnte.
Danach begaben wir uns die Dauerausstellung. Dort waren wir in Kleingruppen, mit dem Ziel, dass was uns am meisten beschäftigte den anderen vorzustellen, unterwegs. Abschließend gingen wir noch zum Stichkanal und schauten uns das Klinkerwerk genauer an.
Hinterher erhielten wir zudem die Möglichkeit, eine Podcast-Folge mitaufzunehmen oder uns nochmal frei über das Gelände zu bewegen. Dadurch war erneut möglich, die einzigartig eindringliche Atmosphäre auf sich wirken zu lassen und das Gelernte zu reflektieren.