„Mischt Euch ein, macht den Mund auf, lasst Euch nicht einschüchtern!“
Am 20.11.18 war die Auschwitz-Überlebende Anita Lasker-Wallfisch aus London angereist, um den Klassen 7 bis 12 des GLH von ihren Erfahrungen zu berichten.
Zu Beginn erzählte sie von ihrer Familie und ihrer Kindheit. Sie wurde am 17. Juli 1925 als die jüngste von drei Töchtern geboren und wuchs in einer jüdischen Familie auf. Ihre Leidenschaft war schon früh das Cello.
Bereits in jungen Jahren bemerkte sie antisemitische Bemerkungen von Kindern ihr gegenüber, welche sie zunächst nicht zuordnen konnte, da die Familie nicht religiös war. Mit der Zeit wurden Juden immer mehr aus dem gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen und Menschen verschwanden spurlos.
Als ihre Familie auswandern wollte, gestaltete sich dies sehr schwierig und nur einer ihrer Schwestern gelang die Flucht nach England, obwohl die Eltern versucht hatten, alle Kinder in Sicherheit zu bringen. Als Anita Lasker-Wallfisch 16 Jahre alt war, wurden ihre Eltern und ihre Großmutter deportiert.
Sie und ihre Schwester kamen in ein Waisenhaus, von wo sie in einer Papierfabrik arbeiten mussten. Durch ein Loch in der Wand konnten sie und ihre Schwester mit französischen Kriegsgefangenen auf der anderen Seite kommunizieren.
Anita Lasker-Wallfisch erzählte zudem, dass sie und ihre Schwester durch Urkundenfälschung vielen Kriegsgefangenen die Flucht ermöglichten. Als sie dann jedoch selber fliehen wollten, wurden sie gefangen genommen und wegen Urkundenfälschung zu Haftstrafen verurteilt.
Schließlich wurden sie separat mit Gefangenentransporten nach Auschwitz gebracht. Dort gab es nicht die sonst übliche Selektion der Häftlinge, da sie als Gefangene sogenannte „Karteihäftlinge“ waren. Anita Lasker-Walfisch bekam die Nummer 69388 auf ihren linken Arm tätowiert und sie wurde rasiert.
Sie wurde nach ihren Fähigkeiten befragt und als sie erzählte, dass sie Cello spielen könnte, wurde sie der Lager-Kapelle zugeteilt. Die Musiker mussten während der stundenlangen Appelle der Häftling musizieren.
Sie berichtete außerdem über die schrecklichen Zustände, welche im Lager herrschten. So sprach sie vom Schrecken des „Appellstehens“ und dem Hunger sowie der Verzweiflung, die dort herrschten. Es wurden viele Menschen ermordet und die Lager waren überfüllt.
Nach einiger Zeit wurden Anita Lasker-Wallfisch und ihre Schwester nach Bergen-Belsen gebracht. Dort lebten sie in Zelten, obwohl es Winter war. Somit war es kalt und es gab nicht genug Platz. Das Zelt in dem Anita Lasker-Wallfisch untergebracht war, brach schließlich zusammen und viele Menschen starben, da es auch kein Essen gab.
Am 15. April 1945 wurden sie durch die Engländer befreit. Die heute 93-Jährige sagt, sie habe sich bei der Befreiung wie 90 gefühlt, obwohl sie erst 19 Jahre alt war.
Nach der Befreiung gab es Probleme, die Befreiten unterzubringen, doch schließlich kamen sie und ihre Schwester nach England. Frau Lasker-Wallfisch ist daraufhin Musikerin geworden und ist die Mitgründerin des englischen Kammerorchesters.
Sie hatte sich nach der Befreiung geschworen, nie wieder einen Fuß auf deutschen Boden zu setzen, jedoch habe sie ihre Einstellung geändert, da Zeitzeugen wichtig seien und sie ein Zeichen dafür setzen möchte, dass man die Hoffnung niemals aufgeben soll und dass man alles kritisch betrachten sollte.
Die Schüler und Schülerinnen des GLH hatten noch einige Fragen an Frau Lasker-Walfisch, welche von ihr mit einer festen Einstellung beantwortet wurden. Sie ruft dazu auf, dass man den Mund aufmachen und sich nicht einschüchtern lassen solle.
Es ist wichtig, dass die Menschheit sich immer an diese schrecklichen Ereignisse erinnert, und von besonderer Bedeutung ist es, dass es noch Zeitzeugen wie Anita Lasker-Wallfisch gibt, die von ihrem Schicksal berichten. Ihre Worte dürfen nie vergessen werden.
Lisa Büttner, 11a